Die Zeit im Jahreskreis - Teil des katholischen Kirchenjahres

Von Ostern bis Advent

Pfingsten ist vorbei – hoffentlich nicht vorbei ist die Begeisterung, die Gottes Geist schenkt. Bei den Jüngern und Jüngerinnen Jesu jedenfalls reichte diese Gabe des Heiligen Geistes weit. Und doch war etwas anders als vorher, als Jesus bei ihnen da war. Sie mussten und wollten nun weitertragen, was sie von ihm gehört und mit ihm erlebt hatten. Die Geschichte der Kirche begann. Auch im Kirchenjahr wird jetzt etwas anders als vorher.

Das nächste Fest, eine Woche nach Pfingsten, ist das erste, das uns nicht erinnert an ein Ereignis aus dem Leben Jesu. Keine Geschichte sondern ein Thema steht jetzt im Mittelpunkt: Wie begegnet Gott uns, welche Wege nimmt Gott zu uns? Der christliche Glaube hat dafür drei Antworten: Gott begegnet uns als der Schöpfer, von dem wir alles Leben haben, Jesus nannte ihn Vater. Gott begegnet uns in Jesus, seinem Sohn, in allem, was er tat und sagte, in seinem Tod und seiner Auferstehung. Und wir erfahren ihn als den Heiligen Geist, die Kraft, den Atem Gottes: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist – das ist die Dreifaltigkeit. Ein Gott, der verschiedene Wege nimmt uns entgegenzukommen – deshalb ist der Dreifaltigkeitssonntag besonders ein Tag des Lobes. Gott zu loben, ihn anzubeten, Gott zu danken – darum geht es. (nach Monika Elsner)

Nach dem Dreifaltigkeitssonntag wird es im Kirchenjahr ruhiger. Das ist auch daran zu erkennen, dass es bis Weihnachten keinen bundesweiten kirchlichen Feiertag mehr gibt. Das heißt aber nicht, dass es nichts zu feiern gäbe.

An den ersten beiden Feiertagen im Juni wird ein Blick zurück geworfen. Das Fronleichnamsfest – am Donnerstag nach Dreifaltigkeit, 60 Tage nach Ostern oder auf den Tag genau zwei Monate nach dem Karsamstag – feiert die leibliche Gegenwart Christi in der Eucharistie. Es wird immer an einem Donnerstag gefeiert, um an den Gründonnerstag zu erinnern. In der Stille der Karwoche, am Abend vor dem Leiden und Sterben Christi, kann die Eucharistie nicht prunkvoll gefeiert werden, dies wird jetzt an Fronleichnam nachgeholt.

Der Name des Festes leitet sich vom mittelhochdeutschen „vrone lichnam” (= Herren Leib) ab, im Englischen wird der Mittelpunkt des Festes deutlicher, es heißt „Corpus Christi”. An Fronleichnam – gesetzlicher Feiertag in Bayern, Baden-Württemberg, NRW, dem Saarland, Hessen, Rheinland-Pfalz und Teilen Sachsens und Thüringens sowie in Österreich und Liechtenstein – gehen Christen mit ihrem Herrn im Altarsakrament „auf die Straße” – die Prozession symbolisiert das wandernde Gottesvolk, in deren Mitte Christus ist. Das Fronleichnamsfest und die dazugehörige Prozession gehören seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zum festen Bestandteil des Kirchenjahres.

Das Herz-Jesu-Fest – am Freitag in der Woche nach Fronleichnam, jeder erste Freitag im Monat ist Herz-Jesu-Freitag – erinnert an das durchbohrte Herz Jesu bei seinem Kreuzestod. Im Johannesevangelium heißt es: „Als sie (die Soldaten) aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus.” (Johannes 19, 33) Das Wasser symbolisiert die Taufe, das Blut die Eucharistie – beide Sakramente beschreiben das Wesen der Kirche.

Der 24. Juni wirft mit der Geburt Johannes des Täufers den Blick nach vorn – auf Weihnachten. Sechs Monate vor Jesus wird Johannes geboren, der Wegbereiter des Herrn, eine der großen adventlichen Gestalten der Kirche. Ab der Geburt des Täufers werden die Tage wieder kürzer bis mit Jesus das Licht der Welt geboren wird. Am Ende des Monats feiert die Kirche die Apostelfürsten Petrus und Paulus. Der 29. Juni als Feiertag erinnert an den Märtyrertod der beiden; das Fest ist seit 354 überliefert. (Michael Tillmann)

Die Sommermonate sind eine weitgehend festlose Zeit und bieten somit die Möglichkeit den biblischen Reichtum in den alt- und neutestamentlichen Lesungen sowie den Evangelien der Sonntagsgottesdienste neu wahrzunehmen und über den Gottesdienst hinaus zu vertiefen. Und zugleich den „kleineren” Festen wieder einmal mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Da ist gleich am 2. Juli das Fest der Heimsuchung Mariens. Es hat seinen biblischen Grund in dem Besuch der schwangeren Maria bei der schwangeren Elisabeth. Dabei stimmt Maria eins der schönsten Lieder des Neuen Testaments an, das Magnifikat, ihr Loblied auf Gott und sein Wirken in ihrem Leben und in der Welt. Das Fest, das ursprünglich aus dem Orient stammte, wurde von dem heiligen Bonaventura 1263 für den Franziskanerorden am 2. Juli (dem Oktavtag der Geburt Johannes des Täufers) eingeführt und 1568 für die ganze katholische Kirche übernommen. Seit 1969 wird es im römischen Kalender am 31. Mai gefeiert, im deutschen Sprachraum blieb es beim 2. Juli.

Am 26. Juli feiern wir das Fest der Heiligen Anna und des Heiligen Joachim, der Eltern der Gottesmutter Maria und der Großeltern von Jesus. Die Heilige Anna ist die Patronin der Schaager Pfarrgemeinde.

Am 6. August feiern wir  das Fest der Verklärung des Herrn, es erinnert an die Verwandlung Jesu auf einem hohen Berg, wie es das Matthäusevangelium schildert (Matthäus 17,1-13). In der katholischen Kirche wird das aus dem 4. Jahrhundert stammende Fest erstmals um 850 erwähnt; Papst Callistus III. ordnete es 1456 für die ganze Kirche als Fest an zur Erinnerung an den an diesem Tag errungenen Sieg über die Türken bei Belgrad. Noch heute feiert der Papst an diesem Tag die Eucharistie zum ersten Mal mit neuem Wein und segnet die Trauben.

Das größte Fest der Sommermonate ist am 15. August das Fest der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Auch wenn Papst Pius XII. erst 1950 das Dogma von der „ganzmenschlichen Aufnahme Mariens in den Himmel” verkündete, ist der Glaubensgegenstand viel älter und das Fest schon im 6. Jahrhundert bezeugt. An „Mariä Himmelfahrt”, der in Teilen des Saarlandes und Bayerns, in Österreich und Liechtenstein sowie in anderen katholischen Ländern arbeitsfreier Feiertag ist, werden in vielen Gemeinden sieben Kräuter (analog zu den sieben Sakramenten bzw. den sieben Schmerzen Mariens) geweiht. In diesem Jahr ist der Festtag ein Sonntag.

Die allermeisten Christen kennen den Mai und den Oktober als Marienmonat. Aber auch im September ehren wir die Gottesmutter, wenn es auch nicht den reichen Traditionsschatz gibt wie Mai- und Rosenkranzandachten oder die Kräuterweihe zum Fest der Aufnahme Marias in den Himmel im August. Am 8. September feiert die Kirche die Geburt Marias – neun Monate nach dem Fest ihrer unbefleckten Empfängnis. Die Kirche kennt das Fest zur Geburt der Gottesmutter schon seit dem 7. Jahrhundert.

Das zweite Marienfest am 12. September ist rund 1.000 Jahre jünger. Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Fest Mariä Namen für die ganze Kirche eingeführt. Der Grund für die Einführung wirkt heute befremdlich: 1683 konnte ein zahlenmäßig deutlich unterlegenes Heer die türkische Belagerung Wiens beenden und trug dabei ein Banner der Gottesmutter voran. 1970 wurde das Fest aus dem römischen Generalkalender gestrichen, jedoch 2001 wieder aufgenommen, da es gerade im deutschen Sprachraum zu stark im Volksglauben verankert ist. Heute erinnert uns das Fest an die „immerwährende Hilfe”, um die wir die Gottesmutter bitten können.

Am 15. September folgt das Fest Mariä Schmerzen (7 Schmerzen Mariens), das seit 1423 bekannt ist, aber erst Anfang des 19. Jahrhunderts für die ganze Kirche verfügt wurde. Das Fest erinnert uns an die Leiden und Schmerzen (symbolisiert durch sieben Schwerter), die Maria als Mutter Jesu auf sich genommen hat.

Einen Tag vor dem letzten Marienfest, am 14. September, feiert die Kirche das Fest der Kreuzerhöhung. Es geht auf den Bau der Grabeskirche durch Kaiser Konstantin 335 zurück, bei deren Einweihung ein Kreuz verehrt wurde, das Konstantins Mutter als Kreuz Christi gefunden haben soll. In der heutigen Zeit, in der das Kreuz als öffentliches Zeichen immer stärker kritisiert wird, erinnert uns das Fest an die zentrale Bedeutung des Kreuzes für den christlichen Glauben.

Am Ende des Monats, am 29. September, ist Michaelis, der Tag des Erzengels Michael; seit 1969 wird an diesem Tag auch der Erzengel Raffael und Gabriel gedacht. Engel führen inzwischen ein Eigenleben; für Christen sind sie dagegen nur in der Verbindung zu Gott zu denken.

Einen Tag, nachdem die Nation am 3. Oktober den „Tag der deutschen Einheit” gefeiert hat, gedenkt die katholische Kirche (und auch die anderen christlichen Konfessionen) eines ihrer „Lieblingsheiligen”: Franziskus von Assisi (gest. am 3. Oktober 1226). Die Kirche verehrt den heiligen Franz nicht nur, weil er den Vögeln predigte und den Wolf von Gubbio zähmte und die darin sichtbare Liebe zu „Gottes Schöpfung” in seinem Sonnengesang zum Lied werden ließ, sondern sie gedenkt mindestens ebenso seiner großen Liebe zu den Armen. Seine Liebe zur Schöpfung und seine Liebe zu den Armen hat uns viel zu sagen in den aktuellen ökologischen und sozialen Diskussionen. Vielleicht hat es keinen anderen Menschen gegeben, der wie der heilige Franz die Nachfolge Jesu gelebt hat.

Am ersten Sonntag im Oktober feiern wir Erntedank. Auch bei  diesem Fest steht die Schöpfung im Mittelpunkt, wie wir in vielen Gemeinden an den reich geschmückten Erntedankaltären erkennen können. Wir danken Gott für die guten Gaben der Natur. Doch Danken bedeutet auch Teilen. Und so denken wir an Erntedank auch an alle Armen, die zu wenig haben, um ein Leben in Würde führen zu können und geben etwas von unserer Fülle ab.

Am 7. Oktober feiert die Kirche den Gedenktag „Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz”. Doch eigentlich ist der ganze Oktober  Rosenkranzmonat – und wir sind eingeladen diese einfache und so reiche Gebetstradition mitzuleben. Den Segen des Rosenkranzes erfahre ich nur im Mitbeten; was anfangs vielleicht als monotone Wiederholung erscheint und schwerfällt, wandelt sich zum Geborgenheit schenkenden Sichversenken in die Geheimnisse der Geburt Jesu („Freudenreicher Rosenkranz”), seines Lebens („Lichtreicher Rosenkranz”), seines Leidens und Sterbens („Schmerzhafter Rosenkranz”) sowie seiner Aufstehung und („Glorreicher Rosenkranz”).

Am letzten Tag im Oktober feiern die evangelischen Mitchristen das Reformationsfest. Es ist eine schöne ökumenische Geste, ihnen an diesem Tag einen Segensgruß zukommen zu lassen; verbunden mit der Hoffnung, auf dem Weg zur Einheit gemeinsam voranzuschreiten.

Am 1. und 2. November feiert die Kirche die Feste Allerheiligen und Allerseelen.
Dabei ist in den letzten Jahrzehnten zu beobachten, dass das Allerheiligenfest immer mehr die Inhalte des Allerseelentages übernommen hat, da der freie Tag sich besser für einen gemeinschaftlichen Friedhofsbesuch mit Gräbersegnung eignet als das in der Regel nicht arbeitsfreie Allerseelenfest.

Der ursprüngliche Inhalt von Allerheiligen als „kleines Osterfest”, das an die Auferstehung Christi erinnert und das Fest aller „in Christus Vollendeten” ist, geriet dagegen in

Vergessenheit und sollte wieder in den Vordergrund gerückt werden. Das Totengedenken mit dem Gebet für die verstorbenen Angehörigen sollte dagegen wieder am Allerseelentag seinen Platz finden. In diesem Jahr gedenkt die Kirche am 1. November auch dem 60. Jahrestag der Verkündigung des Dogmas von der „Leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel” durch Papst Pius XII. im Jahre 1950.

Am 9. November feiert die Kirche den Weihetag der römischen Lateranbasilika, die als „Mutter und Haupt aller Kirchen” gilt. Sie wurde am 9. November 324 durch Papst Silvester I. geweiht. Der Lateran war bis 1377, als er vom Vatikan abgelöst wurde, der Sitz des Papstes. Heute übt der Papst in der Lateranbasilika seine Funktion als Bischof von Rom aus.

Am 11. November ist einiges auf den Straßen los. Am Vormittag feiern in den Karnevalshochburgen die Narren den Beginn des Karnevals; diese Tradition geht darauf zurück, dass früher nach Sankt Martin die weihnachtliche Fastenzeit begann. Am Abend ziehen die Kinder zum Gedenken an den heiligen Martin mit ihren Laternen durch die Straßen und erinnern mit ihren Lichtern an das Licht, das der heilige Martin durch seine Nächstenliebe und Christusnachfolge in die Welt brachte.

Das Kirchenjahr endet mit dem letzten Sonntag (auch als Totensonntag bezeichnet) vor dem 1. Advent.

Dieser Sonntag ist der Christkönigssonntag, den Papst Pius XI. 1925 einführte. Das Fest erinnerte in Zeiten der aufkommenden totalitären Regime (Faschismus, Kommunismus) an die wahre Königsherrschaft Christi. Heute steht an diesem Sonntag stärker das Leiden Jesu im Mittelpunkt: Jesu Königsherrschaft ist die Herrschaft unter der Dornenkrone. Mit diesem Sonntag endet das Kirchenjahr, bevor mit dem 1. Advent (siehe Weihnachtsfestkreis) wieder ein neues Kirchenjahr beginnt.

© 2020 – St. Lambertus, Breyell | Administrator Achim Bruns

Nach oben