Bibelgeschichten für Kinder
I. Rarisch / BuH
Angela M.T. Reinders (BuH)
Noch heute streiten Theologinnen und Theologen darüber, ob das Grab leer war, so, wie es die Bibel erzählt. Wichtiger aber als ein leeres Grab war für Jesu Jüngerinnen und Jünger etwas anderes: Sie haben den auferstandenen Jesus gesehen. Nach Ostern wird dieses Wort in der Bibel wichtig: „sehen“. Maria von Magdala sieht Jesus im Garten. Zwei Jünger sehen ihn auf dem Weg nach Emmaus. Alle Jünger sehen ihn in dem Raum, in den sie sich nach Jesu Tod ängstlich verschanzt haben. Und sie sehen ihn am Ufer des Sees Gennesaret, als sie nachts fischen. Das verkünden die Jüngerinnen und Jünger einander, außerdem den Menschen, die noch nicht an Jesus glaubten, und sie verkünden es auch uns heute: Wir haben Jesus gesehen! Er lebt!
Drei Tage nach Jesu Tod am Kreuz wan- derten zwei seiner Jünger nach Emmaus. Sie waren voller Trauer. Da gesellte sich Jesus zu ihnen, aber sie erkannten ihn nicht. Er fragte: „Warum seid ihr so traurig?“
Da erzählten sie dem Fremden die ganze Geschichte. Wie Jesus zum Tod verurteilt und am Kreuz gestorben war und dass sie mit Jesus ihre ganze Hoffnung verloren hatten. Sie hatten doch gehofft, dass Jesus die Welt retten könne.
Weiter erzählten sie, dass einige Frauen das Grab am Morgen besucht hätten — und dass der Leichnam verschwunden sei. Engel hätten gesagt, Jesus lebe.
Da sagte Jesus zu ihnen: „Was seid ihr doch träge in eurem Herzen. Könnt ihr nicht begreifen, was die Propheten gesagt haben?“ Und er erklärte ihnen, was über Jesu Tod und Auferstehung in den heiligen Schriften stand. Als sie schließlich nach Emmaus kamen, drängten die Jünger Jesus, die Nacht über bei ihnen zu bleiben.
Als sie zusammen aßen, nahm Jesus das Brot, sprach das Segensgebet, brach das Brot und gab es ihnen.
Das war der Moment, in dem sie endlich begriffen, wer mit ihnen gekommen war. Aber im selben Augenblick ver- schwand Jesus auch wieder aus ihrer Runde.
Aufgeregt kehrten sie sofort zurück nach Jerusalem, um ihren Freunden zu berichten, dass Jesus tatsächlich wieder lebte.
Jesus erschien seinen Freunden noch mehrere Male, bis er sie eines Tages nach Betanien führte und segnete. Da geschah es, dass Jesus vor ihren Augen in den Himmel emporgehoben wurde. Vor Erstaunen und Freude knieten die Apostel nieder.
Später kehrten sie nach Jerusalem zurück, gingen in den Tempel, beteten laut und freuten sich über Gott, der seinen Sohn lebendig zu sich geholt hatte.
jbm
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I. Neelen
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I. Neelen
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I. Neelen
Jutta Bergmaser
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I. Neelen
Wo Jesus auch auftrat, kamen große Menschenmassen zusammen und wollten ihn reden hören. Das wurde ihm und seinen Jüngern eines Tages zu viel. Sie beschlossen, mit einem Boot über den See zu fahren und sich an einem einsamen Ort zu versammeln. Doch aus dem einsamen Treffen mit seinen Jüngern wurde nichts. Denn die Leute hatten bemerkt, welchen Weg Jesus einschlug.
Sie folgten ihm über Land und waren noch vor ihm am Bootssteg. Dort empfingen sie Jesus mit Jubel. Jesus schaute sich die Menschenmenge an und sagte gerührt: „Diese Leute sind wie Schafe, die einen Hirten suchen“. Und er ging zu ihnen und sprach stundenlang zu ihnen über Gottes Reich.
Erst gegen Abend unterbrach einer der Jünger Jesus und sagte: „Nun ist aber mal genug. Schau her. Die Leute bekommen Hunger. Lass sie gehen, dass sie sich Brot und zu trinken bei den Bauern kaufen können.“
Doch Jesus sagte: „Warum gebt ihr ihnen nicht zu essen?“ Der Jünger schaute verwirrt. „Wir haben doch nur fünf Brote und zwei Fische dabei. Wie sollen davon 5.000 Menschen satt werden?“ Doch Jesus ließ diesen Einwand nicht gelten.
Erforderte seine Zuhörer auf, sich in Gruppen zusammenzusetzen. Dann segnete er das Brot und den Fisch, dankte Gott für das Essen und teilte die Vorräte an die Menschengruppen auf.
Das Brot ging von Hand zu Hand. Jeder brach sich ein Stückchen ab und aß – und wurde satt. Am Ende konnten die Jünger noch zwölf Körbe voller Brotreste wieder einsammeln.
jbm
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I. Neelen
Zum Passahfest wanderte Jesus mit seinen Freunden nach Jerusalem. Als sie sich der Stadt näherten, ritt Jesus auf einem jungen Esel. Beim Stadttor hatte sich zur Begrüßung schon eine große Menschenmenge versammelt.
Als sie Jesus auf dem Esel sitzen sahen, pflückten sie sich Palmwedel von den Bäumen, legten ihre Mäntel wie einen Teppich auf den Weg und begrüßten ihn wie einen König.
Sie riefen: „Hosanna. Willkommen, der du kommst im Namen unseres Gottes.“ Das erregte ziemlich viel Aufsehen in der Stadt und viele fragten: Wer ist das? Und sie bekamen als Antwort zu hören:
Das ist der neue Prophet, Jesus aus Nazareth. Neugierig folgten die Leute Jesus. Jesus ging auch zum Tempel, um zu be- ten. Erfand dort aber keine Ruhe, weil der Tempel voll mit Händlern und Geldwechslern war, die lauthals ihre Waren anpriesen. Das machte ihn wütend und er stieß die Tische der Händler um und warf sie aus dem Gotteshaus hinaus.
Er sagte: „In unseren heiligen Schriften steht geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes genannt werden. — Ihr aber macht es zu einer Räuberhöhle.“
Viele Leute hörten Jesus in Jerusalem reden. Er bekam sehr viel Beifall, besonders von den kleinen Leuten, besonders wenn er davon sprach, dass es in Gottes Reich gerechter und friedlicher zugeht als in dieser Welt. Und alle hofften, dass das Reich Gottes nun endlich bald komme.
Jesus kritisierte in seinen Reden oft die Herrschen- den in Israel sowie die Pharisäer und Hohepriester. Das kam aber bei den Betroffenen gar nicht gut an. Sie fanden, dass Jesus mit seinen Worten das Volk gefährlich gegen sie aufbrachte. Das wollten sie unbedingt beenden.
Deshalb beschlossen sie heimlich, Jesus zu töten.
jbm
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I. Neelen
Ja, so steht es in der Bibel. Gott hat die ganze Welt, alle Tiere und Menschen in sieben Tagen geschaffen.
Andere sagen:Nein, das Leben hat sich über viele Millionen Jahre entwickelt, die Lebewesen waren nicht einfach so da, sondern haben sich entfaltet, neue Arten gebildet und irgendwann entwickelte sich auch der Mensch.
Die Bibel hat recht: Gott hat alles gemacht. Aber wir müssen nicht glauben, dass Gott jedem Marienkäfer seine Punkte auf die Flügel gemalt hat. Denn die Bibel ist kein Biologiebuch, sie will nichts behaupten, was die Wissenschaftler viel besser wissen. Die Bibel erzählt, wie Gott ist. Und wenn die Erzähler der Schöpfungsgeschichte sagen, dass Gott alles gemacht hat, dann meinen sie: Alles, was auf der Erde existiert, ist von Gott gewollt. Zu allem hat er Ja gesagt. Zu den Mücken (ja leider!), den Eisbärbabys, den Äpfeln (mitsamt den Würmern) und den Rosen – und auch zu uns. Zu jedem Menschen, egal welcher Hautfarbe und Religion. Deshalb ist seine ganze Schöpfung wertvoll und wir schützen sie. Und wir achten alle Menschen, auch die, die wir eigentlich nicht so mögen. Wenn Gott alles geschaffen hat, müsste er auch das Böse gemacht haben, oder? Das ist ein richtig schwieriges Problem. Gott will nicht, dass es Krieg und Streit gibt, er will nicht, dass andere hungern oder weinen. Aber der Mensch kann all diese schlimmen Dinge tun, weil er frei entscheiden darf, ob er gut handeln will oder schlecht. Und auch diese Freiheit hat uns Gott gegeben.Christina Brunner /BuH
Sicher gibt es auch in deiner Klasse Kinder, die sich zu gar keiner Religion bekennen. Und ihnen fehlt auch gar nichts, sagen sie. Weihnachten kann man auch als Familienfest feiern, und Ostern muss der Osterhase vor allem dicke Geschenke verstecken.
An Gott glauben muss man nicht.
Glauben ist eine Einladung, die von Gott selbst kommt. Er möchte, dass wir alle zu seinem Fest kommen. Das heißt: die Welt ein bisschen besser machen. Darauf vertrauen, dass wir den geliebten Opa oder den kranken Hund wiedersehen, nachdem sie gestorben sind. Fühlen, dass einer mich liebt, auch wenn alle gemein zu mir waren.
Und weil das manchmal schwer ist, schickt Gott uns seine Einladung jeden Sonntag: Kommt doch zu mir in die Kirche! Trefft andere, die auch so denken, lasst euch Mut machen, feiert zusammen!
Gott lädt alle Menschen ein, an ihn zu glauben und zu seinem Fest zu kommen.
Aber manche wissen gar nicht, wer sie da einlädt, oder haben keine Lust. Klar: Wenn so eine Einladung kommt, muss man nicht hingehen. Genau wie beim Geburtstag des besten Freundes: „Nein“ sagen kann man immer. Aber der Freund wäre garantiert traurig, weil er sich auf mich freut. Und außerdem würde man was verpassen, oder?
Christina Brunner
Ostern, St. Martin, Nikolaus, Weihnachten sind Dir sicherlich bekannt. Es gibt aber noch mehr kirchliche Feiertage. Was es damit auf sich hat und warum wir diese feiern, erfährst Du auf den folgenden Seiten:
- Ostern
- Pfingsten
- Das Fest des heiligen Sankt Martin
- Was es mit dem Nikolaus-Tag auf sich hat
- Das Weihnachtsfest
Und hier geht es zu noch viel mehr Festen und kirchlichem Brauchtum.
Tiere der Bibel erzählen
Das war vielleicht ein armseliger Kerl, der da in unseren Schweinestall kam, Er war unser neuer Schweinehirt. Wir Schweine gehören einem reichen Bauern. Uns geht es gut. Viel besser als die-sem zerlumpten Jungen.
Er hatte Hunger. Das sah ich auf den ersten Blick. Immer wieder wanderten seine Augen zum Futtertrog. Aber ertrautesich nicht hineinzugreifen. Morgens ging er mit uns aufs Feld. Ausgiebig suhlten wir Schweine uns in jedem Matschloch. Das spritzte natürlich. Bald warder junge genauso schmutzig wie wir. Wenn wir abends heimkehrten, gab es reichlich Futter. Derjunge bekam selten etwas. Sie vergaßen ihn einfach. Manchmal schubste ich eine Möhre oder einen Apfel zu ihrn hinüber.Gierig verschlang er die wenigen Brocken. Er war sehr traurig. Ich kuschelte mich oft an ihn. Dann seufzte er: „Ich habe so viel falsch gemacht: Ich habe mir von meinem Vater viel Geld geben lassen. Dann bin ich von zu Hause abgehauen. Das ganze Geld habe ich verprasst. Ich habe noch nie in meinem Leben etwas richtig auf die Reihe bekommen. Sicherlich ist mein Vater furchtbar wütend auf nlich. Ich traue mich nicht mehr nach Hause.. Eines Tages schlang er seine Arme um meinen Hals. Er flüsterte mir ins Ohr: „Hier bei euch muss ich verhungern. Ich will meinen Vater um Entschuldigung bitten. Vielleicht darf ich dann als Diener bei ihm arbeiten. Du warst imrner lieb zu mir. Danke!“
Monika Schell
Der junge hatte wirklich Glück, Der Vater war seinem Sohn nicht böse. Er freute sich, .ss sein Junge wieder da war. Sie feierten ein fröhliches Fest. Das könnt Ihr nachlesen im Lukaseuangelium, Kapitel 15, die Verse 11- 32.
Ein gewaltiger Sturm tobte über dem Ozean. Selbst hier, in der Tiefe des Meeres, spürte ich seine ungeheure Kraft. Ich bin ein riesiger Fisch. Des-halb machen mir solche Unwetter wenig aus. Trotzdem war ich sehr unru-hig. Und das hatte einen guten Grund.
Rastlos schwamm ich hin und her. Plötzlich erblickte ich vor mireine Gestalt. War das ein seltsamer Fisch? Ich bin ständig hungrig. Also sperrte ich mein großes Maul auf. Ein Happs und ich hatte das Wesen verschluckt. Schwer lag es in meinem Magen. Auf einmal hopste und rumpelte es in mir herum. Ich erschrak. Dieses Futter lebte! So etwas war mir noch nie passiert. Drei Tage lang mühte ich mich ab. Dann hatte ich genug. Dieses Ding gab einfach keine Ruhe. Ich schwamm zum Ufer. Dann tauchte ich auf und spuckte den Brocken aus.
Er bewegte sich. Das war ja ein Mensch! Er fiel auf die Knie und rief: „Guter Gott. Dieser Fisch hat mich gerettet. Danke, dass du ihn geschickt hast.“ Eine tolle Sache! Ich hatte einen Menschen gerettet. Der Mann betete weiten „Gott, du willst, dass ich nach Ninive gehe. Ich soll den Leuten dort sagen: „Ihr habt böse Sachen gemacht. Deshalb wird Gott eure Stadt zerstören.‘ Ich wollte das nicht machen. Wer sagt so was schon gerne zu anderen? Aber jetzt habe ich verstanden, dass ich mich nicht drücken kann. Ich werde tun, was du willst.“ Dann sprang der Mann auf und lief ins Land hinein. Der Mann im Bauch des Fisches hieß Jona. Ob er wohl bis nach Ninive gekom-men ist? Ihr könnt seine Geschichte nachlesen in der Bibel im Buch Jona.
Monika Schell
Irgendetwas ist seltsam, heute, in dieser sternenklaren Nacht. In der Luft liegt ein Flirren und Flattern. Das macht mich ganz unruhig. Seit Tagen habe ich nichts Anständiges mehr gefressen. Eigentlich müsste ich furchtbaren Hunger haben. Wolfshunger. Aber, ich kann jetzt ein-fach nicht jagen.
Mit diesem Problem bin ich nicht allein. Auf meinem Streifzug durch die Nacht treffe ich den Löwen und den Panther. Normalerweise gehen wir uns respektvoll aus dem Weg. Schließlich müssen wir unsdas karge Futter teilen: ein saftiges Lämmchen. ein kleines Ziegenbäckchen oder ein junges Kalb. Das schmeckt uns Dreien gleichermaßen. „Etwas Merkwürdiges geschieht in dieser Nacht!“, knurrt der Löwe. „ja“, ergänzt der Panther. „Die Sterne machen mich ganz verrückt.“ Nachdenklich beobachten wir den Himmel. „Seht ihr das Licht dort drüben auf der Weidet?“ Mit meiner Pfote weise ich auf einen besonders hellen Stern. „Dort steht ein alter Stall“, weiß der Löwe. „Ein Unterschlupf für die Hirten und ihre Schafe. Manchmal stehen dort auch ein Esel und ein Ochse.“ Besorgt schlägt der Panther vor: „Lasst uns nachschauen, was da los ist!“ Vorsichtig pirschen wir uns an. Vor dem Stall hüpft eine Schar Schafe und Ziegen munter herum. Hirten drängeln sich am Eingang zum Stall.Einige machen Musik auf Flöten und Schalmeien. Und von irgendwoher erklingt ein himmlischer Gesang. Kein Mensch beachtet uns. Sogar die Schafe und Ziegen laufen vor uns nicht weg. Irritiert schauen wir uns an. Zwischen Tier- und Menschenbeinen hindurch schieben wir uns zum Stall. Niemand hält uns auf. Niemand bedroht uns. Niemand hat Angst vor uns. Und dann sehen wir den Grund für diesen ungewöhnlichen Frieden: Im Stall in einem Futtertrog liegt ein Baby. Es ist winzig klein.
Ein Prankenhieb vom Löwen, ein Biss meiner scharfen Zähne und es wäre erledigt. Wehrlos und schutzlos liegt es da. Und doch hat es Macht über alle Menschen und Tiere, die zu ihm kommen. Nicht die Macht des Starken über den Schwachen; des Reichen über den Armen. Es ist eine Macht, die Frieden und Versöhnung ausstrahlt. Ein kleines Lamm kuschelt sich an mich. Ein wenig verwirrt schaue ich es an. Dann lege auch ich mich nieder, vor das Kind in der Krippe. Zwischen Böcklein, Kälber, Lämmer und Menschenkinder.
Monika Schell
Vom großen Frieden auf Erden hat schon der Prophet Jesaja geträumt. ihr könnt seine Worte nachlesen in Jesaja 11,6 und 65,25.
Ich bin der König der Tiere! Unter meinem Brüllen erzittern die Wüste und das Gebirge. Meiner Pranke entgeht keine Beute. Zurzeit bin ich allerdings kläglich eingesperrt. Gefangen in einer Löwengrube.
Ruhelos streife ich hin und her. Ich habe Hunger. An den glatten Felswänden finden meine Pfoten keinen Halt. Aus diesem Gefängnis gibt es für mich kein Entkommen. Für mich nicht und erst recht nicht für die armseligen Menschlein, die ab und zu über den Grubenrand hinabgelassen werden. Mein Futter. Zitternd vorAngst hoffen diese armen Kreaturen auf ein rasches Ende. Auch jetzt stehen dort oben Menschen. Ich erkenne die schwerbewaffneten Wärter. Zwischen ihnen ein junges Bürschlein. Drohend richte ich mich auf und knurre. Erschrocken weichen die Wärter zurück. Doch der junge Mann bleibt stehen. Furchtlos schaut er zu mir hinab. An einem langen Seil lassen die Wärter ihn in die Grube hinunter. Wachsam schaue ich die halbe Portion vormiran. Er hat keine Angst! Den will ich nicht fresse. Obwohl mein Magen knurrt, spüre ich genau: Der ist als Futter nicht geeignet. Vorsichtig kommt der jun-ge Mann auf mich zu. Er streckt die Hand aus. Und ich, der gewaltige Löwe, lege mich wie ein Schoßkätzchen vor seine Füße. Er setzt sich zu mir. Und ich erzähle ihm meine traurige Geschichte: gefangen, verschleppt, eingesperrt. Weit weg von meiner Familie und meiner Heimat. Daniel, so heißt der junge Mann, hört mir zu. Das tut mir gut. Auch er ist gefangen und verschleppt. Doch, wo er auch ist und lebt: Er hält treu zu seinem Gott. Er betet oft zu ihm. Und hält die Gebote und Regeln, die Gott ihm gegeben hat. So geht es ihm ganz gut. Leider hat er Feinde. Neidische, böse Menschen. Sie haben ihn beim König angeschwärzt. Sie wollen seinen Tod.
Deshalb ist er in meiner Grube gelandet.
Doch Daniel steht unter Gottes ganz besonderem Schutz. Das habe ich gleich gespürt. Alle erwarten, dass ich Daniel fresse. Doch das werde ich nicht tun. Wir werden ihnen zeigen: Für Gott ist nichts unmöglich. Auch wenn es für die Menschen noch so aussichtslos und verrückt erscheint. Die Nächte hier unten sind kalt. Daniel kuschelt sich an mich. Wir wärmen uns gegenseitig. Die werden morgen eine riesige Überraschung erleben!
Monika Schell
Die spannende Geschichte von Daniel in der Löwengrube steht im Buch Daniel im sechsten Kapitel.
Eigentlich sind wir Raben dafür bekannt, dass wir Brot u. anderes Futter irgendwo stehlen. Doch in diesem Fall war es genau umgekehrt. Wir verschenkten Brot! Nicht ganz freiwillig, muss ich zugeben.
Gott selbst hatte uns den Auftrag dazu gegeben: „In der Wüste rnuss einer meiner Männer sich versteckt halten. Sein Name ist Elija. Der König und die Königin trachten ihm nach dem Leben. Er wird ei-ne Weile in der Wüste bleiben müssen. Damit er nicht verhungert, werdet ihr ihm morgens und abends Brot und Fleisch bringen“, wies er mich und meine Kumpels an. Blöder Job! Gerade hatten wir die Fütterung unserer Küken glücklich hinter uns gebracht, da sollten wir einen Menschen füttern! Doch — Gott widerspricht inan nicht. Schließlich ist er der Chef.
Und so machten wir uns auf den Weg. Bepackt mit Brot und Fleisch flatterten wir über die Wüste und hielten Ausschau nach einem kleinen Bach, an dem Elija lagern sollte. Tatsächlich, da war er! Eine verstaubte, abgerissene Gestalt hockte neben einem dürftigen Rinnsal. Oh Mann! Der brauchte wirklich unsere Hilfe. Im Sturzflug schossen wir auf ihn zu. Ein bisschen Spaß muss sein.
Erschrocken riss Elija seine Arme hoch, urn sei-nen Kopf zu schützen. Ich ließ mein Brot vor ihm fallen und krächzte ihm aufmunternd zu. Elija sah uns erstaunt an. Dann lächelte er glücklich. Gott hatte ihm ver-sprochen, für ihn zu sorgen. Und Gott hielt sein Wort. Er versorgte ihn mit allem, was er zurn Leben brauchte. Und wir Raben halfen ihm dabei. Es war ein gutes Gefühl, ein Mitarbeiter Gottes zu sein. Monika Schell
Die Geschichte vom Propheten Elija in der Wüste könnt ihr nachlesen im Alten Testament im 1. Buch der Könige 17,1-7.
Wir sind auf Reisen: Mein Herrchen Tobias und ich — sein Hund. Ein Mann begleitet uns. Unter uns gesagt: Er ist kein normaler Mensch. Er ist ein Engel! Er soll auf Tobias aufpassen. Warum schickt Gott ihm wohl einen Schutzengel? Sicherlich erwarten uns große Abenteuer.
Tobias ahnt von alldem natürlich nichts. Er ist ja nur ein Mensch. Aber wir Hunde haben eine feine Nase. „Wau! Wau!“ Immer wieder springe ich an Tobias hoch. Ich finde, wir sind jetzt lange genug ge-laufen. Wir haben eine Pause verdient. Hier, unter den Bäumen am Fluss, ist ein prima Rastplatz. Der Engel findet das auch. Wir setzen uns ans Ufer. Tobias zieht sich gleich aus und springt ins kühle Wasser. Gute Idee! Aber, was ist das? Ein riesiger Fisch taucht aus dem Wasser auf.
Er will Tobias fressen! Tobias steht starr vor Schrecken. Ich muss zu ihm. Ich muss ihn retten. Doch der Engel hält mich zurück: „Das schafft Tobias alleine“, mur-melt er. Ist der verrückt? So ein riesiger Fisch und mein kleiner Tobias. Wütend knurre ich ihn an. Er soll Tobias helfen. Für einen Engel ist das doch wohl eine Kleinigkeit. Doch er ruft nur laut: „Los, Tobias, pack ihn!“ Tobias regt sich. Gott sei Dank! Er stürzt sich auf den Fisch, packt ihm mit beiden Händen und wirft ihn ans Ufer. Triefend und zitternd klettert er aus dem Wasser. Er nimmt mich auf den Arm und drückt mich an sich. Ich spüre sein Herz heftig schlagen. Er hat es geschafft. Ganz alleine! Okay, der Engel hat ihm zugerufen, was er tun soll. Aber er hat es nicht für Tobias erledigt. Er wusste: Tobias kann das. Vermutlich ist seine Nase sogar noch besser als meine.
Monika Schell
Tobias packt sein Problem mit dem großen Fisch mutig an. Seine spannende Geschichte könnt ihr nachlesen im Buch Tobit, Kapitel 6, die Verse 1-9.
Klein, aber oho! Genauso fühle ich mich, seit ich Jesus getroffen habe. Es war ein schöner Sommertag. Das Korn stand schwer und reif auf den Feldern. Wir Vögel, aber auch die Mäuse, Feldhamster und Hasen fraßen uns jeden Tag ordentlich voll. Uns ging es richtig gut. Unser Feld lag an einem Berghang. Eher selten verirrten sich Menschen hierher. Doch eines Tages fiel eine große Menschenschar in unsere Ruhe ein. Sicherheitshalber versteckten wir uns zwischen den Ähren, in den Bäumen und Büschen. Die Menschen folgten einem jungen Mann. Er nahm auf einem hohen Feldblock Platz. Und die Leute setzten sich rundum ins Gras. Der junge Mann begann zu sprechen. Ich war neugierig. Was er wohl Wichtiges zu sagen hatte? Ich bin ein kleiner Spatz. Daher kann ich mich problemlos überall anschleichen. Mein braunes Gefieder ist absolut unauffällig. Und ich kann beinahe lautlos fliegen. Vorsichtig flatterte ich zu dem Felsbrocken. „Selig die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden“, sagte er gerade. Na ja, das war gerade nicht so sehr mein Problem. Dann lehrte er die Menschen ein Gebet: „Unser tägliches Brot gib uns heute!“ Eine kluge Bitte! Er hatte eine freundliche Stimme. Es war gut, in seiner Nähe zu sein. Während er so sprach, war ich unauffällig immer weiter zu ihm hin gehüpft. „Sorgt euch nicht darum, dass ihr etwas zu essen habt!“, erklärte er. In diesem Moment erblickte er mich!
Er lächelte mir zu. Dann wies er mit der Hand auf mich. Alle schauten mich an. „Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen und sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen. Euer himmlischer Vater ernährt sie.“ Ja, genauso war es. Gott sorgt gut für uns, bestätige ich mit meinem schönsten Gesang.
Monika Schell
Die Geschichte von Gottes liebevoller Sorge um jeden von uns könnte ihr nachlesen im Matthäusevangelium, Kapitel 6.19-34.
Wie soll ein anständiger Hahn bei diesem Lärm bloß schlafen? Dauernd kommen Leute in den Hof. Soldaten sitzen am Feuer. Sie haben einen Gefangenen gebracht.
Jetzt unterhalten sie sich lautstark. Eine Unverschämtheit! Im Morgengrauen soll ich zur rechten Zeit und topfit zum Wecken krähen. Wie stellen die sich das vor? Schlaftrunken hocke ich auf meinem Misthaufen. Ich friere. Deshalb fliege ich näher ans Feuer.
Warum hier wohl heute so eine Unruhe herrscht? Es wird mit dem Gefangenen zusammenhängen, vermute ich. Er muss ein schlimmer Verbrecher sein. Viele Männer bewachen ihn. Sie sind bewaffnet mit Schwertern und Knüppeln. Da kommt eine Magd. Sie scheucht mich beiseite. Sie schaut zu einem bärtigen, jungen Mann hinüber.
„Der war auch mit dem Gefangenen zusammen“, sagt sie. Der junge Mann zuckt zusammen. „Nein! Nein!“, wehrt er ab. „Ich kenne ihn gar nicht.“
Mh! Wieso hat er so eine Angst? Er ist aufgesprungen und will zum Hoftor hinausgehen. Eine andere Magd schaut ihm nach. Sie sagt zu den Leuten: „Der war auch mit Jesus von Nazaret zusammen.“ Sie scheint sich ganz sicher zu sein.
Doch der Mann ruft: „Aber nein, ich kenne diesen Menschen gar nicht!“ Schweißperlen stehen auf seiner Stirn. So eine Angst hat er. Er scheint nicht recht zu wissen, ob er bleiben oder fliehen soll. Seltsam. Jetzt gehen noch andere Leute auf ihn zu. „Natürlich gehörst du zu diesem Jesus! Deine Art zu sprechen verrät dich“, sagen sie.
„Ich kenne diesen Jesus nicht!“, schwört er.
Na ja. Mir soll es egal sein. Zum Glück geht in diesem Moment die Sonne auf. Ich schüttle mein Gefieder, recke und strecke mich. Laut krähe ich in den neuen Morgen hinein. Erschrocken schaut der junge Mann da zu mir hinüber. Kreidebleich ist der plötzlich geworden. Und dicke Tränen laufen ihm über die Wangen.
Monika Schell