Der Weihnachstfestkreis - Beginn des Kirchenjahres
Von Advent bis zur Karwoche
Das Kirchenjahr beginnt mit dem 1. Adventssonntag.
Den Adventskranz und den Adventskalender als Symbole des Advents kennt jeder. Mit jedem Licht, das wir entzünden und mit jedem Türchen, das wir öffnen, kommt Weihnachten näher. Auf diesem Weg begegnen uns Adventsgestalten.
Das ist am 4. Dezember die heilige Barbara. Sie lebte am Ende des 3. Jahrhunderts und war heimlich Christin geworden. In einer Christenverfolgung erlitt sie den Märtyrertod. Häufig wird sie mit einem Turm dargestellt, in den ihr Vater sie eingesperrt haben soll. Bekannter als sie selbst sind wohl die Barbarazweige. Schneidet man am Barbaratag (4.12.) die Zweige eines Obstbaumes ab, blühen sie bis zum Heiligen Abend.
Am 6. Dezember feiert die Kirche das Fest des heiligen Nikolaus. Was hat eine falsch verstandene Pädagogik ihm nicht alles angetan: Erziehungshilfe und Geschenkeonkel. Dabei war Nikolaus am Anfang des 4. Jahrhunderts Bischof von Myra (in der heutigen Türkei) und setzte sich vehement für die ihm anvertrauten Menschen, besonders für die Kinder ein. Er nahm am Konzil von Nicäa teil, auf dem ein wichtiges Glaubensbekenntnis verabschiedet wurde.
Am 8. Dezember feiert die Kirche ein Marienfest, das aus der Nähe zu Weihnachten oft missverstanden wird: das Fest der „Unbefleckten Empfängnis Mariens“. Das Fest hat nichts mit der Frage der Jungfrauengeburt zu tun; sondern mit der Empfängnis Mariens durch ihre Mutter Anna und dass Gott Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins von der Erbsünde bewahrte.
Jetzt wird es auch bald Weihnachten. Jedoch nicht schon am 24. Dezember. Auch wenn der Heilige Abend heute der wichtigste Weihnachtstag zu sein scheint (und die allermeisten Adventskalender auch nur 24 „Türchen“ haben) feiern wir die Geburt Jesu, die Menschwerdung Gottes in einem kleinen Kind am 25. Dezember. Es wäre schön, die Geburt Jesu auch an seinem Geburtstag wieder „richtig“ zu feiern.
Seit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils feiert die Kirche am 1. Januar das Hochfest der Gottesmutter Maria; ein Fest, das schon in der Antike gefeiert wurde und später in Vergessenheit geriet, vorher wurde am 1. Januar das Fest der Beschneidung und Namensgebung Jesu gefeiert, von dem das Evangelium des Tages heute noch erzählt. Seit 1968 feiert die Kirche am 1. Januar auch den Weltfriedenstag, bewusst am Beginn des zivilen Jahres. Der Papst veröffentlicht zum Weltfriedenstag jedes Jahr eine Weltfriedensbotschaft.
Im Mittelalter begann das Jahr zeitweise am 6. Januar, dem Fest der Erscheinung des Herrn (Epiphanias). Es ist das älteste Fest der Kirche, das kalendarisch festgelegt wurde; gefeiert wurde es seit dem 4. Jahrhundert – zunächst als Fest der Geburt des Herrn und der Taufe Jesu. Später verlagerte sich der Inhalt zum Besuch der Weisen aus dem Morgenland. Auch wenn das Fest mit dem Gedenken an die Heiligen Drei Könige gefüllt wurde, bleibt es das Fest der Menschwerdung Gottes, des Kindes in der Krippe, das in dieser Welt erschienen ist – Epiphanias bedeutet „Erscheinung“.
Schon seit dem 16. Jahrhundert ist der Brauch der Sternsinger bekannt; bis ins 20. Jahrhundert gingen Kinder armer Familien von Haus zu Haus und sammelten für sich; seit der Mitte des 20. Jahrhunderts sammeln Kinder für Entwicklungshilfeprojekte und bringen den Segen: C+M+B – Christus mansionem benedicat: Gott segne dieses Haus.
Am Sonntag nach Epiphanias feiert die Kirche das Fest der Taufe des Herrn durch Johannes den Täufer, von der alle vier Evangelien berichten. Mit seiner Taufe beginnt das öffentliche Wirken Jesu.
Am 25. Januar feiert die Kirche eine weitere „Berufungsgeschichte“: die Bekehrung des Apostels Paulus, von der die Apostelgeschichte erzählt (Apostelgeschichte 9,1-22). Auf dem Weg nach Damaskus, wo Saulus Christen verhaften will, begegnet ihm Gott mit der Frage: „Saul, warum verfolgst du mich?“ Saulus bekehrt sich zum christlichen Glauben und wird zum Völkerapostel Paulus.
Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Wir lassen uns mit der Asche bezeichnen (entstanden durch das Verbrennen der Palmzweige des letzten Palmsonntags) als Zeichen unserer Sterblichkeit und unserer Bereitschaft zur Umkehr.
Vor dem Aschermittwoch liegen die sechs „tollen Tage“ des Karnevals. Warum eigentlich sechs Tage? Der Karneval (= carne, vale = Fleisch, ade) war die letzte Gelegenheit vor der fleischlosen Fastenzeit noch einmal Fleisch zu essen. Dieses musste frisch geschlachtet werden, und dafür waren der Montag und Dienstag vor dem Aschermittwoch zeitlich zu knapp. Am Freitag, Samstag und Sonntag durfte nicht geschlachtet werden und deshalb wurde der Donnerstag (der „Fettdonnerstag“) zum letzten Schlachttag vor der Fastenzeit. Schade, dass vielen Menschen die enge Verbindung zwischen Karneval und Fastenzeit kaum noch bewusst ist, der Karneval genutzt wird, „um über die Stränge zu schlagen“ ohne sich auf die Fastenzeit mit ihrer ganz eigenen Wichtigkeit und Bedeutung einzulassen.
In den März fällt auch schon ein wenig weihnachtlicher Glanz. Das liegt einmal am Fest des heiligen Josef am 19. März, der uns ansonsten nur in der Weihnachtszeit begegnet. Das Fest lädt aber ein, Josef in seiner ganzen Vielfalt kennenzulernen. Mit ihm wird unser Glaube geerdet. Josef, der Arbeiter, der Schreiner. Er ist den Menschen nahe. Deshalb – so glaube ich – war „Josef“ zu früheren Zeiten auch ein so beliebter Vorname und deshalb sind so viele katholische Kirchen ihm geweiht. Seit 1870 ist der heilige Josef Patron der ganzen katholischen Kirche.
Und am 25. März feiert die Kirche das „Fest der Verkündigung des Herrn„. Maria empfängt – neun Monate vor Weihnachten – im Heiligen Geist Jesus. Dieses Fest wird in Rom seit dem 7. Jahrhundert gefeiert, in früheren Zeiten begann am 25. März ein neues bürgerliches Arbeitsjahr.
Das Kirchenjahr setzt sich fort mit dem Osterfestkreis.