Der Osterfestkreis - Teil des katholischen Kirchenjahres

Von der Karwoche bis Pfingsten

Mit dem Palmsonntag beginnt die Heilige Woche, die Karwoche. Kara, das hieß im Althochdeutschen Klage, Trauer – und davon ist diese Woche geprägt. Sie beginnt mit der Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem, bei dem die Menschen ihm noch zujubelten.
Am Gründonnerstag denken wir an Jesu letztes Mahl mit seinen Jüngern, bei dem er die Worte sagte, die wir in unseren Eucharistiefeiern wiederholen. Grün-Donnerstag, das hat nichts mit der Farbe zu tun, sondern kommt von greinen, weinen. Gemeint waren die Büßer, die zu Beginn der Fastenzeit aus der Kirche vertrieben wurden und nicht an der Eucharistiefeier, sondern nur am Wortgottesdienst teilnehmen durften. Am Gründonnerstag wurden sie wieder aufgenommen. Heute ist er geprägt von der Feier des letzten Abendmahls Jesu, der Einsetzung der Eucharistie. In vielen Kirchen erinnert man sich an diesem Abend auch daran, dass Jesus an diesem letzten Abend seinen Jüngern wie ein Sklave die Füße wusch.

Das letzte Abendmahl – Gemälde von Leonardo da Vinci

Der Karfreitag, die Erinnerung an den Kreuzestod Jesu, wurde lange Zeit in der Kirche nicht mit Gottesdiensten begangen. Es wurde gefastet. In der Jerusalemer Gemeinde bildete sich ab dem vierten Jahrhundert dann die Tradition heraus, in einer Prozession an Jesu Kreuzweg und seinen Tod zu erinnern. Daran schloss sich allmählich ein Gottesdienst an.
Dann ist es endlich so weit: wir dürfen Ostern feiern, den Mittelpunkt, das wichtigste christliche Fest. Das Wichtigste? Ist das nicht Weihnachten? Bei uns hier ist das so: Weihnachten stellt alles in den Schatten – und Ostern läuft hinterher. Doch die Reihenfolge ist falsch: ohne Ostern, ohne Jesu Auferstehung hätten wir überhaupt keinen Grund, Weihnachten zu feiern. Ostern ist das älteste Fest, vermutlich das erste, das die Christen im Ablauf eines Jahres überhaupt gefeiert haben. Zuerst war jeder Sonntag Ostern, an jedem Sonntag wurde die Auferweckung Jesu gefeiert – und dann entstand die jährliche Osterfeier.

Seit dem Konzil von Nicäa 325 einigten sich dann die meisten Kirchen auf einen Termin: Immer der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang: das war das Datum für das Osterfest. Ostern war lange Zeit der einzige Tauftermin im Jahr. Hier begann das neue Leben.
Die zu Ostern Getauften trugen eine ganze Woche lang ihre weißen Taufgewänder, die sie erst am ersten Sonntag danach wieder ablegten – deshalb also der Weiße Sonntag, an dem viele Gemeinden die Erstkommunion der Kinder feiern. Der vierte Sonntag der Osterzeit ist der Sonntag des Guten Hirten, an dem die Kirche auch den Weltgebetstag für die geistlichen Berufe begeht.
(nach Monika Elsner – BuH)
Ostern dauert 50 Tage, reicht bis Pfingsten – so wie im Judentum zwischen Passahfest und dem Wochenfest 50 Tage lagen. Der fünfte und sechste Sonntag der Osterzeit bereiten mit Teilen aus der Abschiedsrede Jesu aus dem Johannesevangelium auf den Abschied vor, den wir am

Donnerstag danach feiern: Christi Himmelfahrt – Abschied, aber auch ein neuer Anfang: Jetzt tragen die Jünger und Jüngerinnen die Botschaft von der Auferstehung weiter. Dass sie dabei nicht allein bleiben, das hatte Jesus ihnen versprochen. Am siebten Sonntag der Osterzeit geht es um die Bitte Jesu für die Jüngerinnen und Jünger.
Und dann ist Pfingsten – der Lebensatem Gottes, der Sturm fegt die Angst der Jünger und Jüngerinnen, ihre Unentschlossenheit, ihre Trauer und Einsamkeit entschlossen weg. Sie singen, loben Gott, erzählen – und taufen – die Geschichte der Kirche beginnt. Deshalb ist Pfingsten so etwas wie der Geburtstag der Kirche. Regelmäßig und fast überall gefeiert wurde es ab dem Ende des 4. Jahrhunderts, fast so alt wie Weihnachten, aber sehr viel weniger bekannt. Dabei haben wir ihn oft so nötig – den langen Atem Gottes, wenn wir nach Ostern immer wieder neu den Weg zum neuen Leben suchen.

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